Auch 40 Jahre nach meinen Anfängen bin ich noch leidenschaftlich gern Imker!
Ein ständiges Beobachten unserer schönen Natur und des Wetters, gehört absolut untrennbar zur Imkerei dazu. Doch dies ist keine Belastung für mich, sondern lebenserfüllend.
Obwohl mich das von mir intensiv betriebene Hobby zeitlich sehr einschränkt, möchte ich Bienen für den Rest meines Lebens nicht missen. Das steht fest.
Ein Sprichwort sagt. Anfangs hat der Imker Bienen, später die Bienen den Imker.
Dies kann ich nur bestätigen.
Waren Honigbienen vor 40 Jahren hierzulande noch meist aggressiv und stechfreudig, so hat sich dies durch züchterische Auslese in eine für den Imker sehr angenehme Richtung entwickelt.
Auf Schutzanzug, Schleier und Handschuhe kann mittlerweile gänzlich verzichtet werden.
Ersterer trage ich nur noch als Schutz vor Propolis, auch Kittharz genannt, welches die Bienen sammeln, um den Bienenstock vor Ungeziefer zu schützen und ab Sommer damit alles abzudichten und festzukleben. Es ist eine Art Allzweckwaffe der Bienen, eine Art Antibiotika auf Naturbasis. Klebt jedoch ungemein in der Kleidung des Imkers, insbesondere bei hohen Außentemperaturen. Ein entfernen durch Waschen ist nicht mehr möglich.
Ein weiterer positiver Aspekt der Züchtung ist die höhere Leistung der Honigbienen in den letzten Jahrzehnten, wobei wir hier an der Obergrenze angelangt sein dürften. Dennoch ist die beste Biene nicht in der Lage, ihr Potenzial unter Beweis zu stellen, solange das Wetter nicht mitspielt. Doch jetzt, wo das Wetter sich zum Besseren wendet, sollte sie zeigen, was sie kann.
Nach 40 Jahren imkern kann ich definitiv sagen, dass wettermäßig jedes Jahr anders verläuft.
Nicht zwei Jahre verliefen gleich.
War das Jahr 2020 noch (trotz der Trockenheit) ein optimales für Bienen und Imker, so stellte das aktuelle Jahr 2021 die Bienen auf eine harte Probe. Aber nicht der Regen ist das Problem in diesem Frühjahr, sondern die über nahezu 8 Wochen anhaltenden kühlen Temperaturen, oftmals sogar begleitet von Nachtfrösten.
Nachdem der 28. + 29 März noch angenehm warm waren, folgte im Anschluss eine permanent kalte Luftströmung aus nördlichen Richtungen, die eigentlich sogar bis zum heutigen Tag anhält.
„Gott sei Dank“ setzte sich seit Freitag 28. Mai ein Hochruckgebiet mit Sonnenschein durch, was den Bienen wieder Sammelflüge ermöglicht. Der April und Mai 2021 war so schwierig für die Bienen, dass einzelne Bienenvölker ihre Futtervorräte aufgebraucht hatten und verhungert sind und viele weitere, kurz davorstanden. Und das zu einer Zeit, wo der Tisch für unsere Bienen eigentlich reich gedeckt ist.
Die wichtige 14° Celsius Marke wurde nur selten überschritten und wenn doch einmal, hatten wir unangenehmen Wind oder gar Sturm aus nördlichen Richtungen, was Ausflüge der Bienen wiedermal nahezu unmöglich machte.
Von den 12 Monaten eines Jahres können die Bienen hier bei uns, nur gut 3 Monate nutzen, um Nektar zu sammeln und Honig zu produzieren. Je nach Wetterverlauf beginnt diese optimale Zeit etwa Ende März mit dem Aufblühen der Kirschblüte und endet oftmals schon Anfang Juli, mit dem Ende der Brombeerblüte.
Durch zwei Extrem-Monate in Folge wird sich dieses Jahr das Blüh-(Tracht) Angebot vermutlich um etwa 14 Tage verlängern, also nach hinten verschieben. Dennoch sind einige Blühpflanzen diesmal nahezu gänzlich vom Speiseplan der Bienen verschwunden, da während ihrer gesamten Blühphase kein Flugwetter herrschte. Wenn 2/3 einer Saison auf der Strecke bleiben, ist schon hart mitanzusehen.
In vielen Jahren beispielsweise blühen Süßkirschen etwa 10 bis 14 Tage lang. Dieses Jahr erstreckte sich diese Zeit auf nahezu 6 Wochen. Die ersten Kirschblüten sah ich am 28. März, die letzten noch um den 10. /11. Mai herum. Die Pflanzen zeigen hier eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit.
Zucht
Die jährliche Aufzucht neuer Bienenköniginnen guter Abstammung und anschließender Jungvolkbildung sind der Garant einer erfolgreichen Imkerei.
Auch dieses Jahr lief die Aufzucht trotz des kalten Wetters bislang optimal. Bereits Ende Mai konnte ich schon knapp 50 Bienenköniginnen der sanftmütigen Carnica Rasse, zu ihrem Begattungsplatz der „Belegstelle Geisborn“, nahe dem saarländischen Brotorf bringen.
Im Alter von etwa einer Woche sind die jungen Königinnen geschlechtsreif und fliegen dann zu ihren Hochzeitsflügen aus, bei denen sie von ca. einem Dutzend Drohnen in luftiger Höhe begattet werden.
Nach Beginn der Eiablage werden die kleinen Familieneinheiten wieder nach Hause gebracht und entsprechend weiterverarbeitet.
Die Aufzucht von Bienenköniginnen ist eine sehr spannende Tätigkeit des Imkers. Sie sollte unbedingt vom Imker erlernt und beherrscht werden. Reinrassige und friedfertige Bienenvölker lassen sich leichter bearbeiten und deren Aufstellung ist selbst in Wohngebieten ohne weiteres möglich.
Und jetzt freue ich mich ganz besonders auf die nächsten Wochen, auch wenn sie vermutlich sehr arbeitsreich werden.
Viele Grüße
Norbert Lui